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Kein Smiley für LIDL-Campus Kochendorf

Wenn im Landkreis Heilbronn die Schwarz-Gruppe ruft, springen die Kommunalpolitiker wie auf Kommando auf. Im Februar 2018 wurde bekannt, dass  auf einem Acker bei Kochendorf eine 8-Hektar große IT-Zentrale mit Option für weitere 8 Hektar entstehen soll. Für so einen Käse wie "Kunden scannen ihre Ware mit dem Handy" soll wertvolle Ackerfläche vernichtet und verschwendet werden.

Die Heilbronner Stimme vergibt für derlei "Investitionen" neuerdings Smileys. Zabergäu2040 kann dafür allenfals einen Trauersmiley vergeben.

Früher setzten die Herrscher Burgen und Schlösser in die Landschaft, heute sind es extravagante geometrische Formen von Apple, Facebook, google & Co oder eben der Schwarz Gruppe, die ihre Firmensitze wie Inseln oder Ufos in die Landschaft setzen. Sie mögen aus der Vogelperspektive interessant aussehen, passen aber nicht zur Stadtentwicklung.

Wie die Heilbronner Stimme am 23.2.19 berichtete, sollen es 7 asymmetrische Kuben sein, zwischen denen dann die kreativen Köpfe lustwandeln sollen. Dabei wären die Angestellten an Standorten, die in der Stadt integriert sind besser aufgehoben. In der ohnehin schon schwierigen Verkehrssituation konzentrieren sich bald nun 3000 Arbeitsplätze. Kann nicht mal jemand zu diesem ganzen Wahnsinn im Einzelhandel Stopp sagen? Da kann die Schwarzgruppe eben einfach mal aufhören zu wachsen, statt die als Marktbeherrscher selbstverschuldeten Nöte zu beklagen, ständig neuen Verwaltungsgebäude aus dem Boden stampfen und komplexer werdenden Anforderungen begegnen zu müssen. Die von Lidl und Kaufland an die Wand gedrängten Marktteilnehmer mit inhabergeführten Geschäften werden es danken. Die Marktbeschicker auf dem Wochenmarkt, Bäcker, Metzger, Hofläden, Schreibwarengeschäfte, noch existierende Drogerien benötigen keinen IT-Campus auf dem Acker.

Die Anwohner der mit Leben gefüllten Feldflur sind über den Kahlschlag wütend. Dass der grüne Anstrich  der kommenden Kunstlandschaft kein Ersatz für offene Landschaft, den gerodeten Saum und die Äcker ist, wird von den Verantwortlichen nicht gesehen. Auch hat man wie so oft nur alles aus der Vogelperspektive bertrachtet, statt sich damit auseinanderzusetzen, wie Kuben und Lärmschutzwand in Augenhöhe auf die Nachbarschaft wirken.

Hier baut der Internetgigant, Der Freitag Ausgabe 32/2017

Der BUND RV Heilbronn-Franken hatte zu diesen LIDL-Plänen im Mai 2018 folgende Pressemitteilung veröffentlicht:
Grenzen des Wachstums sind im Neckarraum erreicht
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Regionalverband Heilbronn-Franken, wendet sich gegen die Planung der Stadt Bad Friedrichshall, bei Kochendorf ein Gewerbegebiet von 25 ha Fläche, davon 16 ha für den IT-Bereich von LIDL, zu errichten.
Der Umweltverband hat im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung Einwendungen gegen den Bebauungsplan „Obere Fundel“ vorgebracht. Das geplante Baugebiet ist nach Auffassung des BUND wegen des enormen Flächenverbrauchs unzumutbar. „Im bereits hochbelasteten Neckarraum sind die Grenzen des Wachstums erreicht“, schreibt der BUND in der von Regionalgeschäftsführer Gottfried May-Stürmer unterzeichneten Stellungnahme, „Anstatt der Neuausweisung riesiger Baugebiete, sobald ein Investor einen Wunsch äußert, braucht die Region eine Diskussion darüber, wie qualitatives Wachstum ohne weiteren Flächenverbrauch möglich ist“.
Durch das neue Gewerbegebiet würden die Siedlungsbereiche von Neckarsulm und Bad Friedrichshall noch enger aufeinander zu rücken und ein durchgehender Siedlungsbrei von Horkheim bis Jagstfeld entstehen, mahnt der BUND.
Die Naturschützer kritisieren, dass der landesweite Biotopverbundplan in der Begründung zum Bebabuungsplan nicht erwähnt wird, obwohl Kernflächen, Kernräume und Suchräume dieses Plans betroffen sind. Das Naturschutzgesetz verpflichtet die öffentlichen Planungsträger, den Biotopverbund bei ihren Planungen zu berücksichtigen und den Biotopverbund in den Flächennutzungsplänen zu sichern.
Schließlich weist der BUND darauf hin, dass die überplante Fläche für die Kaltluftentstehung und damit für die Siedlungsbelüftung der benachbarten Wohngebiete von Bedeutung ist. Er fordert, diese Zusammenhänge im Umweltbericht zu untersuchen.