Noch im Juni 2018 teilte Andreas Schwarz, Fraktionschef der Grünen im Landtag von Baden-Württemberg der Schäbischen Zeitung mit, dass die grün-schwarze Landesregierung den täglichen Flächenverbrauch bis 2020 auf 3 Hektar reduzieren wolle. Langfristig soll dieser sogar auf Null sinken, wie dies bereits Günther Oettinger im Jahre 2006 angemahnt hatte.
Doch im Oktober 2018 gab das Statistische Landesamt alarmierende Zahlen raus, die den scheinbar guten Trend von 3,5 Hektar pro Tag in 2016 verriss. So stieg der Verbrauch für Siedlungen und Straßen in 2017 auf 7,9 Hektar pro Tag an - eine Verdopplung der Zahl aus dem Vorjahr. Das Statistische Landesamt relativierte sogleich: Die Erhöhung sei auf Nachmeldungen aus vorangegangenen Jahren zurückzuführen.
Doch diese Zahl von 7,9 Hektar pro Tag ist selbst mit Verteilung der Nachmeldungen auf zurückliegende Jahre alarmierend. Denn die zuletzt gehandelte Zahl von 3,5 Hektar pro Tag täuschte einen abnehmenden Trend vor, das statistische Landesamt und die Landesregierung gaben euophorische Meldungen raus. Nun wird der reale tägliche Flächenfraß ab 2013 auf 5,5 Hektar nivelliert. Die Zielerreichung der Regierung unter MP Kretschmann ist dahin, der Verbrauch liegt nicht unter, sondern über der zuletzt für 2015 angegebenen 5,2 Hektar. Die korrigierte Zahl bestätigt die beobachtete Bauwut (siehe Bosch Abstatt in der Bildmontage, Lidl-Zentrale Bad Wimpfen).
Es braucht eine Handlungsumkehr beim Flächenverbrauch, die 2006 von Ministerpräsident geforderte Netto-Null liegt in der Ferne.
Der Tenor aber ist (Heilbronner Stimme 15.10.18, Seite 5), das müsse wegen des Wohnungsmangels so sein. Dabei praktiziert das selbsternannte Musterländle eine falsche Raumplanung. Wenn Gemeindetagspräsident Kehle neues Bauland wegen des jährlichen Zuzugs in der Größenordnung einer Großstadt über Umweltbelange hinweg einfordert, so muss man auch sagen, dass die Menschen von den hemmungslos in die Landschaft gesetzten Gewerbegebieten und Büroflächen in den Städten angezogen werden. Andere Regionen dünnen aus, Strukturen gehen zu Grunde, was dort zum Unmut mit dem Rechtsruck führt. Für die gesetzlich verbrieften guten Lebensverhältnisse in allen Teilen des Bundesgebietes müssen auch Brachflächen im Osten und anderen Teilen wiederbelebt werden. Wir brauchen bezahlbare Etagenwohnungen in zentralen Lagen, keine Häuschen an der Peripherie in öden Siedlungen. Und ja wir brauchen die Gelbbauchunke (Herr Kehle hatte im Artikel der HN Stimme die Gelbbauchunke gegen bezahlbaren Wohnraum ausgespielt)
Zur Beschönigung des Verbrauchs relativieren die Statistiker diesen mit einem höheren Anteil der Grün- und Freiflächen. Doch dieser Versuch hinkt, denn die Grün- und Freiflächen entziehen der Landwirtschaft, Fauna und Flora sowie dem Erlebnis des Naturraums die offene Landschaft.
Das Land Baden-Württemberg ist beim Umgang mit den Lebensgrundlagen kein Musterländle. Insbesondere der Landkreis Heilbronn muss hier nachsitzen
Anteil der Siedlungs- und Verkehrsflächen in Stadt -und Landkreisen, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2016
Der tägliche Verbrauch summiert sich auf und so betrug der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche im Jahre 2015 bereits 14,4 Prozent der Landesfläche. Dabei hat der Landkreis Heilbronn innerhalb von 15 Jahren von 2000 bis 2015 einen überdurchschnittlichen Satz nach vorn gemacht, nämlich um 2,1% auf noch überdurchschnittlichere 17,5%. In der an Großmannssucht leidenden Region ist man sich eben auch für einen Spitzenplatz in dieser Rangliste nicht zu schade.
Der Weltklimarat hat im Oktober 2018 die unmissverständliche Ansage gemacht, das JETZT auf das 1,5 Grad Ziel hingearbeitet werden muss. Dazu gehören der Schutz der Wiesen, ökologischer Landbau, Agroforstwirtschaft. Dazu werden Flächen benötigt. Verkehrszunahme, Betonierung der Landschaft sind das kontraproduktiv.
Siehe ebenfalls auf zabergaeu2040.de Bericht des Weltklimarats zum 1,5-Grad-Ziel