ZDF Frontal21 zeigt dem Zabergäu: Taten statt Phrasen

Sendung vom 12.11.2019, 21 Uhr. Das riesige Gelände für die Layherfabrik und vorzeitige Grabungsarbeiten ohne Baugenehmigung als Fallbeispiel ungenügenden Umweltschutzes

Am Samstag, 14. September hatten wir (Matthias Böhringer, Peter Kochert) vom BUND Zabergäu eine Demo draußen in Langwiesen gegen den Größenwahn mit immer mehr Industriegebieten organisiert.

 

seht den Aufruf zur Demo

Wir kreisen den Größenwahn ein - Layher und der Zweckverband schaden Umwelt + Klima

Mit dem Demohasen wollten wir vor Ort zeigen, wie das Zabergäu für die irre Ideologie vom Wohlstandsversprechen durch  Bau, Bau, Bau verhunzt wird, privaten Kapitalinteressen geopfert wird und man mit Blick durchs Trollingerglas an einer nicht mehr haltbaren Verklärung der Landschaft festhält. Im Aufruf wird auch nochmal der Größenvergleich geplantes Produktionsgebäude der Layher-Fabrik und den bereits als störend empfundenen Klotz Taxis dargestellt. Desweiteren wird angesprochen UVP,  Flächenschutz ist auch Klimaschutz, Anpassung der Wirtschaftsweise an die endlichen Ressourcen.

Der Zeitpunkt der Demo war angebracht, da nach der Auslegung des Bebauungsplans bis 2.8.19 der Spatenstich bereits im Herbst diesen Jahres forciert wurde. Statt weiterer Verhunzung des Landschaftsbilds muss ein Kompromiss her: Langwiesen 1,2 und 3 sind schon da / werden noch voll aufgesiedelt, aber bei Langwiesen 4 sollen die überkommenen 50 Jahre alten Pläne für immer weggeschlossen werden und man soll endlich Frieden mit der Landschaft schließen. Aber obwohl noch keine Baugenehmigung da, werden unter Druck von Layher schon vorab Tatsachen geschaffen, Feldlerche vergrämt, im großen Stil nach 7000 Jahre Menschheitsgeschichte gegraben und Erde weggeräumt.

Die Demo führte 3 km durch das seit 1973 Raum greifende Industriegebiet des Zweckverbands Wirtschaftsförderung Zabergäu und war mit einem Stück Landstraße vom Ortsende Frauenzimmern bis zur Winzergenossenschaft die erste Demo auf der Straße. Dank der guten Kooperation mit der Polizei wurden für den Demozug mit ca. 25 Demonstranten und dem Riesenbanner voraus das Stück Straße abgesperrt. Es hätten auch mehr sein können, wir hatten Flyer aufgehängt und im Amtsblatt RMZ dies als BUND-Veranstaltung promotet. Hinter den Kulissen gibt es mehr Zustimmung zum Protest, doch die Einschüchterung durch Layher und die Bürgermeister wirkt. Die mächtige Wirtschaft hat im Zabertal die demokratischen Prozesse längst unterwandert. Wir zeigten: Herr Kieser, so nicht! Teilnehmer waren auch Vertreter der LINKE Kreis HN und Parents for Future HN.

Bei der Demo begleitete uns auch ein Kamerateam des ZDF-Magazins Frontal21. Am Dienstag 12.11.2019 kam nun um 21 Uhr der Dreh im TV. Das Zabergäu kam im 9-Minuten-Beitrag über „Mangelndes Vertrauen der Bürger in kommunalen Umwelt- und Klimaschutz“ bundesweit ganz groß raus. In der Sendung ab Minute 24, das Zabergäu speziell ab Minute 29.

 

HIER auf youtube: Mangelndes Vertrauen in Klimaschutz, ZDF Frontal21, 12.11.2019

(Mehr zu Frontal21: https://www.zdf.de/politik/frontal-21)

 

Mit dem ZDF konnten wir nur noch durch wüstes Gelände gehen und alle waren sehr entsetzt über dessen Ausmaße (15 Ha). Sie konnten nicht verstehen, wie unter einem grünen Ministerpräsident solch ein Frevel möglich ist. Eine 11,2 ha -Fabrik wird mitten in einem Naturpark, auf einen bedeutenden Radweg gepflanzt! Ein Drohnenflug des Kamerateams zeigte die Dimensionen aus der Vogelperspektive.

 

Der Beitrag greift die Studie des Umweltbundesamtes zum Vertrauen der Bürger in den Umwelt- und Klimaschutz auf. Viele Bürger fordern von den politischen Entscheidungsträgern mehr Konsequenz, statt nur über Nachhaltigkeit zu reden und Klimaschutzstadt schön auf die Homepage zu schreiben. Gegenüber 2016 ist das Vertrauen der Bürger enorm gesunken, dass Städte und Gemeinden hier genug tun.

 

Redakteur A. Halbach ist durch die Republik gereist und besuchte Bürgerinitiativen. Im Kreis Schaumburg / Niedersachsen wurden Statements aufgenommen, die auch auf das Zabergäu passen: „In Zeiten wo alle über Umweltschutz, Klimschutz und Verkehrswende reden, sollen 40 Jahre alte Pläne durchgesetzt werden“, „Wir können nicht in den Supermarkt gehen und neue Ackerflächen kaufen“. Die Ausrede des Bürgermeisters ist mit dem Verweis auf Bundesebene für Taten für den Planeten typisch. Sollen doch die anderen anfangen und wir sind ja so klein.

 

Dann das Zabergäu „Obwohl noch keine Baugenehmigung vorliegt, haben Bagger schon mal Tatsachen geschaffen, Ackerflächen zerstört.“

 

Matthias Böhringer kommt mit dem Statement zu Wort „Was mich massiv stört, ist diese Schizophrenie. Einmal, dass man hier die Weinlandschaft hochlobt, Weinfeste feiert und gleichzeitig denkt, das verträgt sich noch mit massiver Industriebebauung, immer weiter, immer größer.“

 

Zweckverbandsvorsitzender Kieser führt vor der Kamera das Totschlagargument Arbeitsplätze an. Im Prinzip haben sich danach die Gemeinden von Layher erpressen lassen, die Firma ginge komplett mit Sack und Pack nach Polen, 1900 Arbeitsplätze seien dann in Gefahr. Tatsächlich geht es aber nur um ein neues Werk, für das es zwischen dem Zabergäu und Polen auch noch Industriebrachen in Deutschland gibt. Ist die Familie Layher dann doch nicht so nett, wenn sie derartig erpresst und bewirkt, dass Demokratie ausgehebelt wird und geordneten Verfahren die Entscheidung vorweggenommen wird? Immerhin läuft zur Demo das Verfahren mit Einwendungen und ausstehender Umweltverträglichkeitsprüfung noch und Gemeinderäte können unter Eindruck der Ergebnisse auch zu einem Sinneswandel kommen. Aber mit Winkelzügen und hanebüchenen Begründungen weil Archäologen jetzt schon alles umgraben wollen, statt auf Baugenehmigung zu warten betreibt man mit dem Abholen von Erde schon Leichenfledderei.

 

Was der Zweckverband eher noch im Sinn hat, als nur Arbeitsplätze, ist dass Layher wohl gerade recht kam, um die überkommenen Pläne für Langwiesen IV zu vollenden.

 

Dabei sagt der Direktor des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsstudien Potsdam, dass Klimafolgen immer noch zu wenig berücksichtigt werden, wenn es um Wirtschaft und Wachstum geht. Wachstum, dass immer mehr Ressourcen verbraucht ist vorbei. Politiker wie BM Kieser und BM Heckmann sind in alten Wachstumsstrukturen gefangen. Da sind viele Bürger schon weiter, auch weiter als die wachstumshuldigende Heilbronner Stimme.

 

Das Umweltbundesamt gibt uns Recht und sagt, dass immer noch zuviel Fläche zugebaut wird.

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