Man gerät in ökologischer Trauer, wenn soviel hektarweise Verlust und Zerstörung der Landschaft und des Bodens geschieht. Mit einfachen Begründungen und weil die Landesregierung den Flächenfraß für Marktanteile und wirtschaftliche Stärke so laufen läßt geschieht das. Politische Ambitionen zum tatkräftigen Gegensteuern in weiter Ferne.
Eine symbolische Aktion konfrontierte am 5.12. in der Kirchbrunnenstraße Heilbronn mit den dahingengegangenen Flächen. Im Gedenken Lichter.
Fotostrecke im mittleren Teil.
Mit den exorbitanten Flächenverbräuchen für Gewerbe im Außenbereich entstehen allerorten im Landkreis Heilbronn Gewerbeflächen, obwohl der Fachkräftemangel
dokumentiert ist. So wird hier mehr Wohnraumdruck provoziert, während andere Regionen verlieren und entleert werden.
Es gibt Beispiele vorbildlicher Gemeinden, welche die Ausweisung neuer Baugebiete gestoppt haben, bei gleichzeitigem Angebot von Förderprogramm zur Gebäudesanierung
im Ort. Das lässt die inneren Ortslagen wieder erblühen.
Eine weitere Orientierung in den Außenbereich mit Neubau und Boden- und Betonverbrauch ist nicht verträglich mit Artikel 20a GG zum Schutz der Lebensgrundlagen und
den überall spürbaren Verlusten und Einschnitten hier vor Ort und auch Global. Die Raumordnung verlangt eine Dezentralisierung über den Gesamtraum der Bundesrepublik. Beim
Ressourcenschwund kann es seitens Baden-Württemberg auch nicht mehr den Anspruch ewigen Wachstums geben. Der Kapitalismus frisst erbarmungslos alles auf. Zur Erfüllung der Nachfrage werden die
Hemmschwellen immer weiter herabgesetzt.
Es gab also genug Anlass für Aktionen zum Tag des Bodens 5.12.2021.
Da gerade im Museum Deutschof Heilbronn bis Ende April 2022 die Wanderausstellung "Die dünne Haut der Erde - unsere Böden" des Senckenberg-Museums Görlitz gastierte bot sich die Gelegenheit an, für eine Aktion mit angeschlossener Führung durch die Ausstellung auf das Thema aufmerksam zu machen.
In der sehenswerten Ausstellung schrumpfen die Besucher auf die Größe einer Assel, die biologische Stoffverwertung zur Molekulargröße wird erklärt. Nach Bärtierchen und Tönnchen kommt die Kammer des Schreckens. Ohne Wertschätzung wird der Boden behandelt, vernichtet und ausgebeutet, als gäbe es immer wieder neuen. Im Heilbronner Teil der Ausstellung waren die Tafeln zur erodierten Parabraunerde in der Region alarmierend. Noch wenige Ernten, dann wächst da nichts mehr, wenn nicht in der Bewirtschaftung mit schweren Maschinen, nackten Ackerflächen umgeschwenkt wird. Permanenter Bewuchs ist wichtig.
Eine Tafel zeigte dann was Wohlstand ausmacht: Die Lösböden der Region Heilbronn zählen zu den fruchtbarsten der Erde. Diese glücklichen Voraussetzungen trugen zum Wohlstand der Stadt bei. Heute heißt es: Das ist ja nur Acker, also könne da gebaut werden.
Eine weitere Aktion zum Welttag des Bodens waren die diesjährige Fotoaktionen vom BUND Rheinland-Pfalz "Plätze zum Platzen" und BUND Baden-Württemberg "Wiesen und Wald statt Asphalt". Mehr dazu weiter unten.
Kein weiterer Flächenfraß für Beton und Asphalt
Gemeinsame Aktion von BUND und NABU in Heilbronn kritisierte am Tag des Bodens den Flächenfraß
BodenLos? Boden tot – Mensch in Not“, so mahnten BUND Regionalverband Heilbronn-Franken, BUND OV Heilbronn und NABU Heilbronn an ihrem gemeinsamen Infostand
am Sonntag in der Heilbronner City. Anlass für die Aktion war der bundesweite Tag des Bodens. Dass der Flächenverbrauch auch vor der eigenen Haustüre stattfindet, das zeigten die Umweltschützer
beispielhaft mit über knapp 50 Steckschildern, die jedes für ein aktuell bereits realisiertes oder geplantes Bauvorhaben im Großraum Heilbronn stehen. Die Vollständigkeit konnte Sie nicht
umfassen. Dazu kommen auch die Verbräuche für vorangegangene Bauabschnitte.
Pressemeldung BUND Regionalverband Heilbronn-Franken, 6.12.2021
(Heilbronn. 6.12.2021) „Addieren wir nur unsere Beispiele hier, dann beläuft sich allein dieser Flächenfraß schon auf 250 Hektar“, so Matthias Böhringer vom BUND Heilbronn-Franken. „Das sind 2,5 Millionen Quadratmeter Fläche, die uns für die Landwirtschaft, für den Arten,- Klima- und Hochwasserschutz fehlen“. Seine Kollegin Britta Böhringer-Retter vom NABU Heilbronn ergänzt: „Wir müssen uns klar machen, dass gerade im Kampf gegen die Klimakrise unsere Böden zentrale Bedeutung haben. Als Kaltluftproduzenten senken sie die Umgebungstemperatur, sie binden massiv CO2 und wirken bei Stark- und Hochwasserereignissen wie ein Schwamm“. Daneben wiege besonders schwer, dass gerade in der Klimakrise die Böden unserer gemäßigten Breiten zentrale Bedeutung für die Nahrungssicherung hätten. „Wenn sinkende Grundwasservorkommen oder die Ausbreitung von Wüsten die Landwirtschaft im Mittelmeergebiet und Übersee zunehmend unmöglich machen, werden wir realisieren, wie wichtig unsere regionalen Böden für unsere Ernährung sind“, so Böhringer-Retter. Beide Umweltschutzverbände beklagen, dass sowohl auf Bundes- wie auf Landesebene der Flächenverbrauch nicht engagiert begrenzt werde. Dringend nötig sei es, den Flächenverbrauch bis 2030 auf Netto-Null zu senken. Das bedeutet, dass nur neue Fläche in Anspruch genommen werden dürfe, wenn regional ebenso eine gleichgroße Entsiegelung stattfände.
Rechtssicherheit für Bodenschutz gefordert
„Wir brauchen ein Umdenken und Umsteuern bei Raumplanung und Kommunen“, so Matthias Böhringer vom BUND. „Wir brauchen den Vorrang der Innen- vor der Außenentwicklung, die Sanierung und den Umbau von Bestand vor der Neuerschließung und besonders flächensparendes Bauen.“ Immer noch würden die Paragrafen, die die Bodennutzung betreffen, zu lasch ausgelegt. „Boden ist eine nicht erneuerbare Lebensgrundlage. Der Bodenschutz muss endlich rechtlich fest gesichert werden! Es muss Schluss sein mit den Partikularinteressen und dem Wettbewerb der Kommunen um Gewerbesteuer. “ Mit Blick auf Verkehrskollaps, Wohnraumnot und eben dem Bodenverlust sei eine Regionalpolitik angezeigt, die an Verliererregionen der Bundesrepublik abgeben kann. Als absolutes „No-Go“ sehen die Umweltschützer den 2017 im Baugesetzbuch eingeführten Paragrafen 13b an, der möglich macht, dass neue Wohngebiete auf der „grünen Wiese“ ohne Umweltprüfung und Ausgleichsmaßnahmen entstehen können. Statt Wohnraum für einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen zu schaffen, seien besonders von kleineren Kommunen Baugebiete für neue Einfamilien-Haus-Siedlungen entwickelt worden. Die Folge: der „Donut-Effekt“, d. h. das Ortsinnere verliert an Attraktivität, Zersiedelung beginnt. Neue Infrastruktur (Straßen, Nahversorgung) entsteht und heizt den Flächenkonsum weiter an. „Wir wissen es doch: Der Rückgang von Natur und Artenvielfalt ist dramatisch. Mehr Flächenfraß bedeutet noch mehr Zerschneidung der Landschaft. Wildtiere und -Pflanzen können keine neuen Lebensräume besiedeln“, beschreibt Jürgen Krüger vom BUND Heilbronn weitere ökologische Folgen. Mehr und mehr würde die Region ihre typische Kulturlandschaft und Naherholungsbereiche verlieren. „Geht die Entwicklung so weiter, dann ist das Streuobstwiesen-Mekka Baden-Württemberg ganz bald Geschichte!“, so die NABU-Vertreterin.
Viele Ansprüche an Fläche
BUND und NABU mahnen: Uns müsse klar sein, dass da wo wir Fläche für Logistikzentren, Gewerbegebiete, Straßenbauprojekte und Einfamilienhaussiedlungen opfern, Fläche für wichtige andere Projekte des Landes fehlt. Um das Artensterben zu reduzieren will Baden-Württemberg z. B. den Anteil an extensiver ökologisch bewirtschafteter Landwirtschaftsfläche bis 2030 auf bis zu 40 % steigern, Refugialflächen schaffen und den Biotopverbund ausbauen. Auch die Energiewende brauche Platz z. B. für Freiflächen-Photovoltaik. Die Ressource Fläche ist aber begrenzt. „Deshalb: Stopp dem ungehemmten Flächenfraß durch Beton und Asphalt!“, so Matthias Böhringer vom BUND Regionalverband Heilbronn-Franken.
Der Flyer
Die Ausstellung
Parallel zur Aktion BodenLos besuchten wir die Ausstellung "Die dünne Haut der Erde – unsere Böden",
Fotoaktionen zum Tag des Bodens
lumbricus.world - Plätze zum Platzen
Zum Welttag des Boden 5. Dezember sind wieder viele Menschen von Berlin bis Konstanz der diesjährigen Aktion vom Regenwurmblog gefolgt.
Viele Leerstände, Parkplätze, trostlose Plätze und immer wieder neue Gewerbegebiete, Investorenprojekte, Straßen, Wohnbau in Kulturlandschaften bringen Menschen zum
platzen. Plätze zum Platzen. Bilder mit Beschreibung
"Mitgemacht aus kleinen Landgemeinden und großen Millionenstädten. Das zeigt deutlich wie umfassend und strukturell die Versiegelung vorhanden ist und wie
wichtig ein umfassender Wandel in Stadt- und Raumplanung passieren muss. Stadt- und Regionalplanung braucht mehr Versickerungsfläche, mehr Grün und Bunt und weniger Beton."
BUND Ba-Wü - Wiesen und Wald statt Asphalt!
Abermals musste der BUND BW mit einer Fotoaktion auf den schwindenden Boden zum Tag des Bodens 5. Dezember aufmerksam machen. "Wiesen und Wald statt Asphalt" und
mit dem BUND RP auch mit dem Motto "Plätze zum Platzen". Denn das superdupi LÄND lässt den Flächenfraß laufen und treibt ihn weiter aktiv an. Untere Behörden werden nicht gezügelt, wenn immer
noch Streuobstwiesen fallen, Äcker weggeschoben werden weil sie "nur" Acker sind und in Wiesen nur Baulandwiesen gesehen wird. Mit Blick auf Verkehrskollaps, Fachkräftemangel, Wohnraumnot und
eben dem Bodenverlust brauchen wir eine Regionalpolitik, die an Verliererregionen der Bundesrepublik abgeben kann. Zum Schutz des Außenraums die Sanierung und den Umbau von Bestand vor der
Neuerschließung und besonders flächensparendes Bauen.
Wichtiger als noch mehr Gewerbe- und Wohngebiete sind diese Böden und Landschaften. Ca 5 ha schwinden tagtäglich in Ba-Wü. Dabei sind sie der Schatz der gemäßigten
Breiten. In der Erderhitzung werden weite Landwirtschaftsflächen im Süden ausfallen und auch mit unseren erodierten Böden sind nur noch wenige Ernten möglich, wenn nicht schleunigst auf
ökologische Landwirtschaft mit gesundem Bodenleben umgeschwenkt wird. Zur Klimakrise wird die Ernährungskrise kommen. Da nützen alle Betonbauten für irgendeinen "Wohlstand" nichts mehr, man kann
sie nicht essen.
Neben dem Ausfall für die Landwirtschaft schwindet um uns rum, das was lieb und teuer ist/ sein sollte. Landschaften und Lebensräume.
https://www.bund-bawue.de/service/meldungen/detail/news/tag-des-bodens-wiesen-und-wald-statt-asphalt