Zur Mittagszeit standen wir auf dem Gehweg gegenüber der Einfahrt zu Lidl und in Sichtweite von Edeka. Eine Woche lang hatten wir einen Beamten im Landratsamt damit
beschäftigt, auszuknobeln wie man uns möglichst wenig Platz bei Wahrung der Versammlungsfreiheit gibt. Eigentlich waren beide Seiten des Kreuzungsbereichs auf den Grünflächen vor Edeka und Lidl
eingereicht. Wir hatten aber unser Ziel erreicht: Vorstellung unseres neuen Riesenbanners "Layher und kein Ende !? - Naturpark oder Industriemoloch?" und 5-spaltiger Bericht in der Heilbronner
Stimme mit Bild (siehe unten nach Album und Aufruf). Exklusiv und nicht wie sonst mit unserer Kritik wenn überhaupt im kleinen Absatz unterhalb der Schwadronierungen der Bürgermeister. Knapp ein
Jahr nach der Vorstellung des Plans zur Realisierung von Langwiesen IV mit der neuen Fabrik inkl Feuerverzinkerei redeten wir mit dem Banner dem Zweckverband ins Gewissen, dass dieser das Maß
verloren hat und unter Vorsitz von Bürgermeister Rolf Kieser das aus der Zeit gefallene Industriegebiet Langwiesen IV aus dem FNP streichen muss.
Es ging um den hemmungslosen Flächenverbrauch, Lärm, Verkehr und Zerstörung der Landschaft durch immer mehr Fabriken in quer durchs Gäu entstehenden
Industrie- und Gewerbegebieten und dem Wohngebiet Gehrn bei Pfaffenhofen auf einer Streuobstwiese. Gegen den Verkehrskollaps und für einen guten ÖPNV forderten wir die Zabergäubahn. Der
Reporterin von der Heilbronner Stimme wurde erklärt, dass die Gemeinden auch mit der kommunalen Selbstverwaltung den Bodenschutz achten müssen.
Mit dem Megaphon gaben wir kurze Reden, einige Menschen ließen sich auch auf ein Gespräch mit uns ein und nahmen interessiert den Flyer "Quo vadis Zabergäu?" und den Aufruf zur Kundgebung mit. Eine Frage blieb im Raum, die von einer Kundin bei Lidl gestellt wurde "Warum standet Ihr nicht schon bei TAXIS rum?". Die Antwort ist, dass es diese Bewegung in der Form vor 5 Jahren noch nicht gab und es auch erst letztes Jahr eine Emanzipierung von den Opportunisten gab. Die Aussage "die Planung ist laut Flächennutzungsplan zulässig" wird nicht mehr unangegriffen stehen gelassen.
Nun blicken wir nach 2040, denn der kleinen Emma, dem Jonas, dem Ben, der Lina soll nicht die Zukunft versagt werden. Naturzerstörung und Klimawandel müssen
abgewendet werden.
Download Aufruf (Text siehe auch nach dem Album zur Kundgebung)
Aufruf
Kundgebung „Boden – Klima – Wasser. Gutes Leben heute und 2040"
Wir, der BUND und Freunde für gutes Leben haben die verschwiegenen Hinterzimmergespräche von Bürgermeistern satt, bei denen die Landschaft verplant wird und dies von Gemeinderäten abgenickt wird. Im Zabergäu werden die Bürgerinnen, Bürger und Landwirtschaft getäuscht, die Felder und Landschaftseindrücke hätten Bestand.
Pfaffenhofen errichtete vor ein paar Jahren einen schön angelegten Freisitz oberhalb der Weinberge inklusive „Skywalk“ in die Reben hinein. Die Weingärtner Cleebronn-Güglingen erarbeiteten letztes Jahr mit der Hochschule für Technik Stuttgart einen neuen Weinausschank beim Näser mit „traumhafter Aussicht“ ins Gäu. Für was das alles? Damit man die Unstimmigkeit zwischen der Freizeitkarte von 2007 und der schleichend aber stetig zugebauten Landschaft besser beobachten kann? Was nutzt Brackenheim der Titel größte Weinbaugemeinde? Ein Superlativ, der angesichts zunehmenden PKW- und Schwerlastverkehrs, Flächenverbrauchs, schlechter Luft und belasteten Gewässern falsche Erwartungen weckt.
Das Bild eines lieblichen Zabergäus trügt und kann vielleicht noch mit Blick durchs Trollingerglas erhalten werden. Seit 2007 kamen folgende Gewerbegebiete hinzu oder sollen noch realisiert werden:
Cappishaupt zwischen Pfaffenhofen und Güglingen im Zuge der neuen L1103 +++ Burgweg mit Werk 2 von Layher +++ Lüssen +++ Ochsenwiesen mit Einzelhandelszentrum und Renner +++ Langwiesen IV. Davon soll jetzt Teil 1, die östliche Hälfte mit Werk 3 von Layher bebaut werden. Teil 2 Richtung Winzergenossenschaft und Straße Frauenzimmern-Cleebronn soll folgen. +++ Langwiesen III +++ Langwiesen III südlich des Römerwegs mit TAXIS
Streuobstwiesen und fruchtbare Äcker sollen für weitere Wohngebiete (Bspl Gehrn West Pfaffenhofen) geopfert werden. Die neue L1103 wird fleißig vorangetrieben während die Zabergäubahn stecken bleibt.
Unbeeindruckt vom fortschrittlichen Denken über Nachhaltigkeit und der angesagten Postwachstumsökonomie halten die Zabergäugemeinden am Wachstumsdogma fest und machen sich zum Rädchen einer Weltwirtschaft, die auf die Umwelt pfeift. Dabei gibt es zur Genüge Möglichkeiten für Arbeitsplätze.
Der heiße Sommer 2018 sollte zu denken geben. Der Weltklimarat (IPCC) erklärte in seinem Bericht vom 8. Oktober 2018 unmissverständlich, dass sich das Zeitfenster zum Handeln enorm verkürzt hat. Nun muss die 1,5-Grad Erwärmung gegenüber dem vorindustriellen Niveau gehalten werden. Bereits in den 2040ern, also in rund 25 Jahren, werden die 1,5 Grad erreicht sein. Jedes Zehntel Grad mehr bringt mehr Stürme, Starkregen, Dürre, erschwerte Lebensbedingungen und Artensterben.
Die Gemeinden dürfen laut Gesetz nicht beliebig planen, sondern müssen auf den Schutz der Lebensgrundlagen, Landschaft, Tiere und Pflanzen achten. Seit 2018 hat nun auch der Klimaschutz besonderes Gewicht bei der geplanten Vernichtung des Bodens bekommen. Die Sicherung von Ackerland und Wiesen hilft, industrielles Wachstum und Transporte schaden in der Heißzeit und Ressourcenknappheit.
Am 26. Januar demonstrieren wir, damit der kleinen Emma, dem Jonas, dem Ben, der Lina nicht die Zukunft versagt wird. Als Mitte 20-Jährige sollen sie noch zwischen Stromberg und Heuchelberg Wälder und eine ansehnliche Kulturlandschaft mit Feldern, Wiesen, Hecken und Auen erleben können. Wir wollen verhindern, dass es Buchen zu heiß wird und aus dem Zabertal ein ödes Siedlungsband wird.
Heilbronner Stimme, 28.1.2019, Lokales , Seite 31
BUND Zabergäu protestiert gegen Flächenverbrauch, BUND Heilbronn-Franken
Kundgebung Klimaziele erreichen in Güglingen am Samstag 26.01.19, Peter Kochert auf meine.stimme.de