Klimaschutz jetzt und für alle

Globaler Klimastreik 29.11.2019 in Eppingen

Am 29.11.2019 folgte nach dem Klimastreik im September der 4. globale Klimastreik. Zu großer Freude war die Fridays for Future Gruppe aus Eppingen schon so stark geworden, dass sie eine dezentrale Demo vor Ort auf die Beine stellen konnten. Statt nach Heilbronn, dem Oberzentrum vom Landkreis zu fahren sorgten sie so für eine Streuung des Themas in die Region und aufs Land. Denn dort gab es die Konfrontation mit Fridays for Future und deren Anliegen bislang nur über die Medien. So rückte die Bewegung schon bis nach Eppingen, während das Zabergäu noch ein weißer Fleck ist.

Deutschlandweit waren an diesem Freitag 630000 Menschen in mehr als 520 Orten mit Fridays for Future auf den Straßen. Die Bundesregierung musste weiter unter Druck gesetzt werden, denn das gerade vorgelegte Klimapaket der Bundesregierung ließ in geübter Manier die Finger weg von der Wirtschaft. Man vertraute auf Freiwilligkeit, marktwirtschaftlichen Instrumenten und wälzte die Verantwortung auf die Bürger ab. Man glaubte auch an Effizienzgewinne, die aber regelmäßig vom Wachstum aufgefressen werden. [Bundestag nimmt Klimapaket an, Verabschiedeter Gesetzentwurf der Regierungskoalition]

FFF Eppingen steckte richtig viel Energie hinein, zog mit einer beachtlichen Gruppe durch die Fachwerkstadt und gab am Abend im Jugendzentrum Eppingen eine kleine Party. Dort spielte dann die lokale Band Tulpää.

Wir vom BUND (Matthias Böhringer, Peter Kochert) und Zabergäu pro Stadtbahn (Jürgen Wiethe) kamen der Einladung von FFF Eppingen gerne nach, an der Demo teilzunehmen und eine Rede zu halten. Herübergekommen aus dem sich gegenüber

Umweltbelangen renitent zeigenden Zabergäu sprachen wir den Flächenfraß und den Bezug zum Klimaschutz, rückständiges Wachstumsdenken, in-dustrielle Landwirtschaft und das Artensterben, konventioneller Waldbau, Biodiversität, und Klimanotstand der EU an.

Redner von FFF Eppingen prangerten insbesondere den Black Friday und Cyber Monday an. Sch... drauf!

Rechts der Flyer mit Aufruf für eine grundlegende öko-soziale Wende.


 BUND Zabergäu

 Rede zur FFF-Klimastreik Demo Eppingen 29.11.2019

 

Teil 1, Matthias Böhringer

 

 Hallo!

Wir, Peter Kochert, Matthias Böhringer vom BUND sind heute aus dem benachbarten Zabergäu zu Euch herübergekommen. Hinter den Bergen im Zabergäu ist man noch resistenter gegen Eure Bewegung als anderswo, man glaubt an das weiter so, an Wohlstand durch Wachstum.

 

Bundespräsident Steinmeier wirft Fridays for Future bei der Gewichtung des Klimaschutzes mangelndes Demokratieverständnis vor. Es ist anders rum. Wirtschaftsminister Altmaier, Lindner, Merz AfD und Co stellen die Demokratie unter das Diktat der Wirtschaft.

 

Das Klimapaket der Bundesregierung lässt in geübter Manier die Finger weg von der Wirtschaft. Wie seit rund 3 Jahrzehnten wird weiter dem entfesselten Kapitalismus gefrönt, ja keine Einschränkungen für die Wirtschaft, die dem Gemeinwohl dienlich wären. Man vertraut auf Freiwilligkeit, marktwirtschaftliche Instrumente und wälzt die Verantwortung auf die Bürger ab. Man glaubt auch an Effizienzgewinne, die aber regelmäßig vom Wachstum aufgefressen werden. Es gibt kein grünes oder klimaschonendes Wachstum. So recherchierte auch Naomi Klein.

An der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft, Einhegung des Kapitalismus wird nicht gearbeitet. Dabei liegen die Konzepte zur sozial-ökologischen Wende, mehr Glück statt Aktienkurse, Konsum, Konkurrenzdenken und Statussymbolen parat.

Die in demokratischen Prozessen um Nachhaltigkeit weiterentwickelten Gesetze, die seit dem denkwürdigen UN-Erdgipfel 1992 in Rio eingegangenen Verpflichtungen, selbstauferlegte Strategien zu einer lebenswerten Zukunft, Bewahrung der Lebensgrundlagen für die nächsten Generationen interessieren nicht.

 

Flächenschutz ist Klimaschutz! Die Bundesregierung hat zwar im Klimapaket die Beutung der Böden als Kohlenstoffspeicher hervorgehoben, jedoch nur in Bezug auf die Ackerbaumethoden.

Am 15. November ging das Klimapaket der Groko durch den Bundestag, dabei wurde auch einem Klimaschutzgesetz zugestimmt. Auch darin wird brav der Beitrag der Landnutzung zur Senkung der Emissionen genannt, jedoch bleibt alles unbestimmt.

Es fehlt die konsequente Umsetzung des Flächenschutzes. Böden sind mit den Ozeanen und Wäldern der dritte große Kohlenstoffspeicher. Im Zuge der Vorstellung der Pfade zur Einhaltung des 1,5-Grad Ziels vom Weltklimarat im Oktober 2018 hatte die CLARA-Arbeitsgruppe die Klimaschutzpfade im Bereich der Landnutzung herausgearbeitet. Biodynamische Feldbewirtschaftung für lebendige Böden zum Aufbau von Humus, Erhalt der Streuobstwiesen, kombiniert mit Weidehaltung statt Massentierhaltung, Agroforstwirtschaft, Stopp der Degradierung der Böden durch Pestizide und Intensivlandwirtschaft, Sicherung der Böden, Wiesen und Ackerland vor weiterer Umnutzung für Siedlungs- und Verkehrsflächen sind Pfade im Bereich der Landnutzung, die zusammen zu einer jährlichen Minderung der CO2-Emssionen von 8,5 Gigatonnen von der derzeit weltweit 41 emittierten Gigatonnen führen. Aber Wiesen und Felder werden immer noch als Verfügungsmasse für Gewerbe, Industrie und Wohngebiete betrachtet und der Natur entzogen.

Täglich Fünfeinhalb Hektar, Baden-Württemberg hat das Ziel zur Reduktion des Flächenverbrauchs verfehlt!

 

Dazu kommt noch der Bauwahn. Die Produktion von Beton aus Sand und Kalk verbraucht nicht nur Unmengen Ressourcen, sondern auch sehr viel Energie mit entsprechendem CO2 Ausstoß. Der jährliche CO2-Ausstoß der Weltbetonproduktion ist doppelt so groß wie die des weltweiten Luftverkehrs.

 

Aber im Zabergäu werden wir als Querulanten und Umweltterroristen beschimpft. Die Heißzeit kommt, die Vorzeichen sind da, aber es interessiert Bürgermeister und Gemeinderäte nicht, was vor Ort getan werden muss.

Unser Pfaffenhofener Bürgermeister will Strukturprobleme mit dem alten Rezept Wachstum lösen und für ein paar Häuser eine Streuobstwiese roden lassen. Mit dem Volksbegehren Artenschutz wäre das verboten.

 

Die Gemeinderäte und Bürgermeister aller Zabergäugemeinden treiben die industrielle Verwertung der Zabergäulandschaft voran. Für sie ist die Industriewirtschaft das Gesetz. Man hat schon viel Industrie und Gewerbe, erschlossene Flächen sind noch nicht voll bebaut und greift schon nach dem nächsten. Statt eingestaubte Pläne von vor 50 Jahren zu überdenken, werden sie rigoros umgesetzt. Wo zwischen Güglingen und Cleebronn im Schatten der Landschaft verschandelnden Logistikzentrums Taxis sich friedliche Felder mit Weitblicken zum Michaelsberg ausbreiteten, folgte schon 2 Jahre nach Taxis die Planungen und Vorarbeiten für eine neue Layherfabrik mit Feuerverzinkerei auf 14 ha. Weil die Kapazitätsgrenzen der bestehenden Werke erreicht sind und man neue Märkte erschließen will. So eine Argumentation ist billig und anmaßend. Sind denn die Kapazitätsgrenzen des Naturraums Zabertal nicht erreicht?

 

Wir kämpfen da gegen eine gut geschmierte Maschinerie aus Gemeinden, Planungsbüros, Umweltgutachtern, Landratsamt und Regierungspräsidium an, die den Verschleiß legal schreiben. Sie weisen Layher und Wirtschaft nicht in die Schranken, fordern nicht dass die Unternehmen ihre Wirtschaftsweise an die gegebenen Grenzen anpassen müssen.

 

Rio 1992, die Agenda21 zur Nachhaltigkeit, Fridays for Future interessiert sie nicht.

 

Artikel 20a Grundgesetz verpflichtet die Gemeinden zum Schutz der Lebensgrundlagen, es interessiert sie nicht.

Wir hatten das ZDF da, Frontal21 berichtete am 12.11. mit einer Szene und Demo aus dem Zabergäu über die Forderung der Bürger an die Kommunen, mehr Konsequenz beim Umwelt- und Klimaschutz zu zeigen. Mehr Taten statt Phrasen. – Es interessiert sie nicht.

Dabei war das ZDF-Team sehr erstaunt über die Dimensionen und fragte sich wie das unter einem grünen Ministerpräsidenten inmitten eines Naturparks möglich ist. Der Reporter konnte auch das Katz-und-Maus-Spiel der Behörden nachstellen, das sie mit uns treiben.

 

Wie Artenschutz, Schutz der Felder konterkariert wird, dazu ein Zitat aus einer Stellungnahme des Landratsamtes zur Feldlerchenvergrämung, damit Archäologen ohne rechtskräftigen Bebauungsplan schon umfangreich graben können:

„Der Schutz der Fortpflanzungs- und Ruhestätten erstreckt sich auch auf Zeiten der Abwesenheit der Feldlerche, endet jedoch mit der endgültigen Aufgabe der Stätten durch die Feldlerche. Das sind allenfalls potentielle Lebensstätten.“

 

Alles nur potentielle Lebensstätten? Werden wir bei so einer Haltung noch eine potentielle Zukunft haben?

 

Wir halten gegen das Diktat der Wirtschaft und vernetzen uns. Mit der BINN, dem Bürgerinitiativen Netzwerk Neckartal. Und mit dem BUND hier in Eppingen. Wir arbeiten mit der Partei die LINKE zusammen, die in den Kreistag den sozial-ökologischen Wandel hineinträgt.

 

Deshalb haben wir vom BUND Zabergäu am heutigen Klimastreik in Eppingen teilgenommen.

Unsere Kinder und Enkel benötigen eine Erde der Artenvielfalt, sauberes Trinkwasser, Luft ohne Schadstoffe und Ackerböden ohne Gifte.

 

Demonstriert weiter und lasst Euch nicht von missgünstigen Worten niedermachen. Ihr habt unsere Unterstützung!

 

Vielen Dank, ich gebe weiter an Peter Kochert.

 

( CLARA : Climate,Land,Ambition& Rights Aliance )

BUND Zabergäu

Rede zur FFF-Klimastreik Demo Eppingen 29.11.2019

 

Teil 2, Peter Kochert

 

Redebeitrag zum Insektensterben und dem Aussterben heimischer Vogelarten:

 

Unter dem Motto „dieses Bäumlein reißen wir noch aus“, bestreiten die Bauernverbände bis heute entgegen aller wissenschaftlicher Expertise eine Mitverantwortung am Artensterben nach dem typischen Argumentationsmuster.

Doch der Augenschein genügt, um diese Auffassung zu widerlegen:

Mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands ist landwirtschaftliche Nutzfläche. Deshalb ist es ganz selbstverständlich, dass Veränderungen, die dort stattfinden, einen substanziellen Einfluss auf Pflanzen und Tierwelt haben.

 

Insekten brauchen blütenreiche, vielfältig strukturierte Fluren, intakte Ufer und Wälder, chemisch unbelastete Natur. Solche Landschaften findet man heute nur noch selten. Im Jahr 2017 veröffentlichte das Bundesamt für Naturschutz BfN eine neue Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen. Das erschreckende Ergebnis: Für knapp zwei Drittel der insgesamt 863 in Deutschland erfassten Biotoptypen ist die Gefährdungslage angespannt. Die Biotoptypen der Flur ragen mit 79 Prozent dabei weit heraus.

Nach Aussage der Präsidentin des BfN, Prof. Dr. Beate Jessel, spiegeln sich die Folgen dieser Entwicklung auch im dramatischen Rückgang von Lebewesen der Agrarlandschaft wider.

Die Natur wurde in den vergangenen Jahrzehnten durch menschliche Aktivitäten in einem nie dagewesenen Ausmaß umgestaltet.

 

Darunter fallen: Nutzungsaufgabe der Biotope durch Nichtstun, es ändert sich der Charakter von Biotopen. z.B. Rückverwandlung offener Flächen in Wald.

 

Flurbereinigung: ganze Landschaften wurden ausgeräumt, Hecken, Büsche, Bäume wurden abgeholzt, Bachläufe begradigt, Feldwege betoniert- die Liste ist lang.

 

Monokulturen: Die industriell betriebene Landwirtschaft beherrscht mit immer größeren Anbauflächen auf Basis von Monokulturen das Bild. Bodenerosion und Verarmung der Ackerbegleitflora und Fauna sind die Folgen.

Einsatz von viel Chemie und Anbau von immer gleichen Pflanzen führen zu Verarmung und Bodenerosion.

Seit der Energiewende haben mehr und mehr Maisäcker zugenommen.

In den Tropen werden ganze Wälder vernichtet um sie mit Palmölplantagen zu ersetzen.

 

Konventioneller Waldbau:

Auch in der Forstwirtschaft hat man die letzten Jahrzehnte oft auf Monokulturen mit der schnellwüchsigen Fichte gesetzt.

Das ständige befahren mit schweren Arbeitsgeräten setzt dem Waldboden enorm zu.

Dazu die Ausbreitung des Borkenkäfers mit zunehmenden Sommertemperaturen und Trockenheit macht den Bäumen zu schaffen, sie haben Stress und sterben ab infolge Wassermangel.

Nun sollen robuste und hitzeresistende Bäume wie die Roteiche angepflanzt werden. Doch hier droht schon Ungemach durch den nordamerikanischen Roteichen- Zwergwickler, ein Kleinschmetterling breitet sich aus.

Die meisten heimischen Insekten können mit den neuen Baumarten als Nahrungsquelle nicht viel anfangen.

Dazu steigt das Risiko gebietsfremder Baumarten.

 

Mähen auf Teufel komm raus:

Früher wurde Grünland selten, allenfalls ein-bis zweimal pro Jahr gemäht. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft hat sich das drastisch geändert: Man mäht gedüngte Wiesen heute bis zu sechsmal pro Jahr, unter Einsatz hocheffektiver Maschinen.

Moderne Maschinen sind wahre Todesfallen, es sterben bis zu 60 Prozent aller auf den Pflanzen sitzenden Insekten.

Zu den Abnehmern des Schnittgutes zählen Silohaltung und immer mehr Biogasanlagen.

Insekten die das Mähen überlebt haben finden oft keine Ausweichflächen mehr.

Außerdem verschwinden bei zu häufiger Mahd empfindliche Pflanzen-und mit ihnen die Insekten die von ihnen leben.

 

Mit dem Insektensterben werden die heimischen Vögel weniger, ein fataler Teufelskreis in unserem Land.

Es muss ein Umdenken in der Landwirtschaft stattfinden, kleinere Höfe brauchen unbedingt Hilfe und nicht die Großen. Regionale Produkte und kleinere Höfe die ihre Waren in den Höfen verkaufen, frei laufende Hühner, qualitativ hochwertige Ware und Preise von denen ein Landwirt leben kann müssen wieder her.

 

Das ist nur ein Bruchteil von dem was sofort geändert werden muss, es gibt darüber hinaus viele Baustellen auf dem Planeten Erde. Wir müssen runter von dem ewigen Wohlstandsdenken von dem nur wenige profitieren, aber die Welt an ihre Grenzen bringt und mit ihr die Zukunft unserer Kinder.

 

Das Europäische Parlament in Straßburg hat am Donnerstag 28.11.2019 den Klimanotstand für Europa ausgerufen. Die Abgeordneten im Europäischen Parlament stimmten mehrheitlich für die Resolution.

Die Resolution soll Druck für konkrete Gesetze aufbauen. Damit soll unterstrichen werden, dass wegen des Klimawandel dringender Handlungsbedarf besteht.

Im Mai hat Konstanz als erste Kommune den Klimanotstand ausgerufen.

Inzwischen sind dutzende Städte diesem Beispiel gefolgt, darunter Saarbrücken, Köln, Kiel, Bochum, Karlsruhe und Gelsenkirchen.

Sie haben teils weitreichende Umweltschutzmaßnahmen angeschoben- etwa den Umbau von Autofahrspuren zu Radwegen oder höhere Parkgebühren in den Innenstädten.

 

Wann beginnt die Bundesregierung es gleich zu tun?

 

Deshalb ist es auch so wichtig so wie heute auf die Straße zu gehen und der Politik zu zeigen, es muss dringend gehandelt werden. Der Druck muss von der Straße kommen.

 

Ihr jungen Menschen seid unsere Zukunft, ein Leben auf dem Planeten ist nur mit einer intakten Natur möglich.

Ganz unter dem Motto: Leben, Lernen und Arbeiten im Einklang mit der Natur.

 

Die Natur braucht uns Menschen nicht, aber wir Menschen brauchen die Natur!

 

Vielen Dank.

(c) RNZ, 30.11.2019, Bericht (...  zwei Vertreter des BUND Zabergäu, reden vom "Diktat der Wirtschaft" auf das Regierungshandeln...)


"Fridays for Future" auch im ländliche Raum, Bericht von DIE LINKE Kreis Heilbronn