Der große weiße Elefant: der Bausektor

Klimaschutz nur mit Bauwende

Beton, Zement, der Bausektor ist der große weiße Elefant im Diskussionsraum zur Kohlendioxid-Emission. Bislang unbebachtet, kommt ihm eine beutende Rolle zu, wenn das 1,5 Grad Ziel erreicht werden soll.

Hans Joachim Schellnhuber, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, 2.6.2021: Der Bausektor ist eine Art weisser Elefant im Klimaraum. Er ist lange übersehen worden, dabei ist er der wichtigste Sektor überhaupt, wenn wir das Pariser Abkommen umsetzen wollen. 2015 auf der großen Pariser Klimakonferenz wurde völkerrechtlich beschlossen, dass die Erderwärmung unter 2 Grad gehalten werden soll, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad begrenzt. Was extrem schwer ist, weil wir schon bei 1,25 angelangt sind. Bei über 2 Grad gibt’s dann massive Probleme für die gesamte Zivilisation. ...

Das Errichten von Gebäuden, Zement, Stahl etc. sind extrem klimaschädlich, ebenso das Betreiben von schlecht gedämmten Gebäuden und der Abriss....

https://www.diplomatisches-magazin.de/artikel/was-bauen-mit-dem-klimawandel-zu-tun-hat/

Die dritte Landesregierung unter grüner Führung hatte sich 2021 einen ambitionierten Klimaschutz zum Ziel gesetzt, um die Erderhitzung auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu halten.

 

Beim Klimaschutz kommt Baden-Württemberg  aber an der Bauwende nicht vorbei. Dabei reicht es nicht, die Gebäude einzupacken und nur an der Energieeffizienz der Gebäude zu drehen. Bauen belastet das Klima ebenso auch mit der Gewinnung der Rohstoffe, Herstellung der Baustoffe und Flächenfraß mit Bodenzerstörung. So ist es eine Illusion wenn z. B. die sogenannte „Green City“ Freiburg einen neuen Stadtteil als „ökologisch“ promotet, dafür aber auf eines der letzten großen abwechslungsreichen Gewanne deutet (Dietenbach), um weiter dem Wachstumswahn frönen zu können (siehe Freiburgs Grüne pro neuem Stadtteil).

 

Architects for Future haben mit ihrer Petition beim Bundestag „Bauwende jetzt“ von der Baubranche für die Baubranche ein wichtiges Signal gesetzt (60.000 Unterschriften, Quorum erreicht.)

https://www.architects4future.de/news/petition-bauwende-jetzt-online

https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2020/_11/_23/Petition_118228.html

 

Nachhaltiges Bauen darf kein Nice to have aus der Ökonische mehr sein. Denn nachdem die Energiewende, Verkehrswende, Konsumwende, Landwirtschaftswende mehr oder weniger im Bewusstsein angekommen sind, braucht es die Bauwende. Der derzeitige Flächenfraß, Betonproduktion, Rohstoffgewinnung, Baumaterialien sind alles andere als förderlich fürs Klima, Ökosysteme und Menschen:

1. Klimakiller Beton und tickende CO2 Uhr

ORF.at, Globale CO2-Emissionen 2019
ORF.at, Globale CO2-Emissionen 2019

Allein die globale Betonproduktion verursacht fast dreimal so viel CO2-Emissionen wie der Flugverkehr (vor Corona). Laut einer Grafik des ORF machen diese Emissionen 8% der weltweiten CO2-Emission aus, Flugverkehr 2%:

https://science.orf.at/v2/stories/2988476/

 

Dabei tickt die CO2-Uhr, eine Veranschaulichung des MCC zum verbleibenden CO2-Budget. Zum IPCC Bericht 2018 zeigte eine Tabelle auf Seite 108, Kapitel 2, dass die Menschheit Stand 1.1.2018 nur noch ein CO2-Budget von 420 Gt hatte, um mit 67-prozentiger Wahrscheinlichkeit das 1,5 Grad Ziel zu halten. Bereits 2028, also nicht 2035 oder 2050, ist dieses Budget nach Adam Riese beim jährlichen anthropogenen Ausstoß von 42 Gt CO2 aufgebraucht. Das Feedback des Erdsystems mit dem Auftauen der

Permafrostböden verschärft die Lage mit Abzug von ca. 100 Gt vom Budget.

Alle Weichen für eine Erwärmung und darüber hinaus sind dann gestellt. Kipppunkte und Katastrophen, die bereits jetzt schon eine Kostprobe der wachstumsgeilen Menschheit geben werden katastrophal eintreten.

Zabergäu2040: Der IPCC-Bericht zum 1,5-Grad-Ziel vom Oktober 2018

www.ipcc.ch:  IPCC-Bericht 2018, Seite 108, Kapitel 2 zum Restbudget

https://www.mcc-berlin.net/forschung/co2-budget.html : CO2-Uhr

Es gibt immer wieder Stimmen, ein Großteils des emittierten Co2 aus der Zementherstellung würde im Lauf der Lebenszeit des Betons wieder rückgebunden werden: Das stimmt nicht!!! Das sagt selbst die Zementindustrie:

In der Zementherstellung bei modernen Varianten von Portlandzement aus Kalkstein als Hauptbestandteil entfallen zwei Drittel auf die rohstoffbedingte Prozessemission (also die chemische Reaktion) und ein Drittel auf die Brennstoffemission.

Die prozessbedingte Abscheidung von Co2 aus Kalkstein heißt Kalzinierung: CaCO3 --> CaO + CO2

Auch in Baden-Württemberg sind die größten Global Player (Nr 1 LafargeHolcim, Nr 2 HeidelbergCement)  sowie mehrere kleinere Zementproduzenten (Bspl Wössingen Landkreis Karlsruhe und Vaihingen an der Enz) mit beträchtlichen Klimagasemissionen und weiteren Umwelteinflüssen ansässig und aktiv. Mehr dazu in der Bildergalerie und Absatz unten.

Baustoffwissen: Portlandzement

VDZ: Zementarten

 

Die Zementindustrie arbeitet an Minderungsmaßnahmen. Konventionell gelingt das vor allem mit dem letzten Drittel mit Energieeffizienz, durch Rebound-Effekte aber wieder aufgrefressen. Auch bei Rohstoffen und Zwischenprodukt Zementklinker lässt sich etwas machen.

Man stößt da allerdings auf Grenzen. Erst in der Zukunft soll evtl eine CO2-Aufnahme im Beton möglich sein. Die weitere Forschung sucht nach anderen Bindemitteln und anderen Lösungen. Gefährlich ist der Ansatz, CO2 zu speichern . Diese CO2-Lager müssten für alle Zeit über Jahrtausende dicht bleiben! Für die Entwicklung klimafreundlicher Technologien bleibt keine Zeit.

Wird Zement beim Betonieren mit Zuführung von Wasser (H2O) verarbeitet , entsteht bei der Hydradation Calziumhydroxid: Ca(OH)2

Nimmt dieses Kohlensäure aus der Luft auf, entsteht CaCO3, der PH-Wert sinkt von 12 auf 9 .

==> es kommt zu oberflächlichen Rost bei Stahlbeton. Volumenvergößerung kann zu Absprengung von oberen Schichten führen.

In der Regel dringt die Karbonisierung einige Millimeter bis wenige Zentimeter ein. Eine vollständige Karbonisierung ist nicht erwünscht und findet auch nicht statt!

Siehe Bauwissen und Wikipedia. Wikipedia mit ausführliche Darstellung des chemischen Prozesses und Schadbilder.

 

VDZ: Dekarbonisierung von Zement und Beton – Eine CO₂-Roadmap für die deutsche Zementindustrie

www.baunetzwissen.de: Karbonisierung unerwünscht

wikipedia.org: Schadbilder Karbonisierung

HeidelbergCement ist nach RWE der Konzern mit dem zweithöchsten CO2-Ausstoß (über 70 Mio Tonnen 2020). Je nach Wirtschaftsbericht nimmt dieser Konzern mit Sitz in Heidelberg Platz 2 bis 4 der Weltzementproduzenten ein. Die Jahresproduktion liegt bei 120 Megatonnen = 120.000.000.000 kg (2020). Ist in 50 Ländern (Deutschland, Indonesion, Israel) aktiv.

GlobalCement Bericht 2020 (ohne China)

Firmsworld: Top 10 Cement Companies in the World 2020

Deshalb  organisierten Extinction Rebellion Heidelberg und das Bündnis cemend im Januar 2021 eine Preisübergabe an HeidelbergCement. Im Mai 2021 blockierte XR Heidelberg wegen ignorierter Briefe und Aktionen das Werk in Leimen.

XR HD: Heidelberg Cement

XR HD: Preisverleihung 2021

XR HD: Blockade Werk Leimen

Büdnis Cemend: Bündnis zur Unterstützung der Proteste gegen ein System der Ausbeutung der Umwelt, gigantischen Treibhausgasemissionen und Verstößen gegen Menschen- und  Völkerrechten. Das Bündnis  richtet sich an HeidelbergCement als Repräsentant der Zementindustrie. Frauen aus  Indonesion protestierten z. B. mit in Zement eingegossenen Füßen gegen die Zerstörung der Lebensgrundlagen.

Cemend: Greenwashing mit Echt.Stark. GrünCemdend:  Bspl Bedrohung im Kendeng-Gebirge Indonesien

Frontal 21, 5.10.2021: Gewinne der Zementindustrie statt Klimaschutz. Die Profiteure des Emissionshandels

 

Am Fuße der Schwäbischen Alb ist attac Tübingen aktiv, gegen die Machenschaften eines weiteren Zementproduzenten der TOP 10 (Nr 1 bis 3) vorzugehen: Der Holcim-Tagebau mit Zementwerk bei Dotternhausen

Dort sind weitere Teile des  Plettenbergs in Gefahr, große Teile sind bereits abgetragen. Das Trinkwasser ist gefährdet, wertvolle Lebensräume zerstört. Mit einer Gesetzesöffnung dürfen Zementwerke in Deutschland Sondermüll verbrennen, so auch hier mit einer großen Umweltgiftfahne. Dann wird im Tagebau zusätzlich auch noch Ölschiefer abgebaut und verschwelt (Energie + Bestandteil für Variante Portlandzement)

Greenpeace hat 122 Vergehen gegen die Umwelt in 34 Ländern dokumentiert.

Attac Tübingen: Zementwerk Dotternhausen

Demo in Tübingen, Film

Greenpeace: Holcim-Report

 

In den Bildern daneben als weitere Beispiele aus Baden-Württemberg:

Konzern Opterra, Standort Wössingen zwischen Karlsruhe und Bretten. Beständige Erweiterung Tagebau in Ackerland (11 ha die nächsten 10 Jahre). Danach stößt das seit 1980 aktive  Abbaugebiet "Lugenberg", eine Anhöhe, an Grenzen. Nun will Opterra in den Wald gehen (Realisierung in 20 bis 30 Jahren). Der Plan wird natürlich "Zukunft Zement" genannt.

BNN, 26.3.2021: Wössinger Zementwerk braucht neues Abbaugebiet.

An den lieblichen Schleifen der Enz zwischen dem Weinort Rowag und Vaihingen hat ein Steinbruch eine große Kerbe in die Terassenlagen geschlagen. Felswerk Zimmermann produziert u.a. Kalkstein und Beton.

Der selbstgwählte Werbespruch ist Realsatire  "Mit uns die Zukunft betonieren".

Felswerk Zimmermann - Mit uns die Zukunft betonieren

 

 

 

 

 


2. Zum Flächenfraß kommt noch der Tagebau für Kalkstein hinzu

Zum auch unter der grün-schwarzen Landesregierung geduldeten Klimaschaden kommt der enorme Ressourcenverbrauch für Neubauten hinzu.

Nach Berechnungen des statistischen Bundesamtes und Zusammenfassung von Architects for Future (https://www.architects4future.de/statement) verbaut die Bauwirtschaft jährlich 517 Millionen Tonnen mineralische, nicht nachwachsenden Rohstoffe in Deutschland, was 90% der gesamten inländischen Rohstoffentnahme entspricht. 2016 wurden in Deutschland 52 Mio Tonnen Kalkstein und Gips sowie 425 Mio Tonnen Sand, Kies und gebrochene Natursteine verbaut. Inländisch abgebaut wurden in jenem Jahr 78 Mio Tonnen Kalkstein und Gips sowie 416 Tonnen Sand, Kies und gebrochene Natursteine.

Statistisches Bundesamt, Dokument rohstoffaequivalente-5853101169004.pdf (Umweltökonomische Gesamtrechnungen 2020, Berichtszeitraum 2000 bis 20016)

 

Böden, Biotope, fruchtbare Äcker und Landschaft werden sowohl im „Ländle“ als auch global für Zement und Beton zerstört, denn für Zement wird Kalkstein benötigt. Dazu fressen sich hierzulande z. B. an der Enz (Vaihingen), Wössingen (an der B293 Kreis Karlsruhe), Dotternhausen (Plettenberg Westrand Schwäbische Alb) die Zementwerke mit ihren Steinbrüchen im Tagebau in die Landschaft. Auch in anderen Ländern wird in Lebensräume der Menschen und Biozönosen eingegriffen. Dazu wird Widerstand von der Aktion CemEND organisiert: Zukunft statt Zement. Insbesondere Beobachtung des Treibens von Heidelberg Cement. Treibhausgase, Umweltzerstörung, Verstöße gegen Menschenrechte (Abbau Kalkböden- / Gebirge z. B. Kendeng-Gebirge Indonesien. Karst speichert viel Wasser, beim Tagebau werden Wasserwege zerstört.)

Siehe Links und Bilder oben vor Abschnitt 2

Zum Beton wird außer Zement aus Kalkstein auch Sand und Kies gemischt. Auch dies sind endliche Rohstoffe. Von Harald Lesch, Arte (Sand - die neue Umweltzeitbombe, 2013), SWR - Report Mainz (Bagger in Nordsee 2007), ZDF Frontal21 und jüngst Jan Böhmermann im ZDF Magazin Royale 9.4.21 – seit mindestens 2007 liegt der Raubbau von Sand auf dem Tisch. In den Betonbauten stecken die Strände, Meeresböden und Flusssedimente der Welt, aus der Deutschen Bucht auch der Nordseeboden. Wo Sand hochgeholt wird, rutscht Sand von den Stränden nach. Diese Sedimente und Strände fehlen aber vor Ort und bewirken dort Uferabbrüche, Überschwemmungen, Versalzung, Not, Verarmung, Vertreibung. Ökosysteme auf den Meeres- und Flussböden werden vernichtet.

Man spricht berechtigt von Sandmafia. Auf diesem dreckigen Geschäft ist auch Baden-Württemberg gebaut. Aber wie immer kann das was den Schweinswalen und Kegelrobben in der Nordsee genommen wird „ausgeglichen“ werden.

Bundesamt für Naturschutz: Sand- und Kiesabbau in der Nordsee

Süddeutsche 19.05.2010: Saugrüssel am Meeresgrund. Die Betreiberfirma dringt in Schutzgebiete vor

 

Eine der aktuellsten Präsentationen ist das Buch und gleichnamige Internetseite Sand Stories von Kiran Pereira. Auf den Seiten wird zu Quellen mit Darstellung der Problematik als auch Lösungsansätzen, inkl. UN Bericht für eine nachhaltige Umweltpolitik zur Schonung globaler Sandressourcen vom 11.10.2018 verwiesen. Darunter Raumplanung mit Reduktion des Verbrauchs von Ressourcen. (Seite 11: Spatial planning for compact urban growth where total resource requirements are reduced. One example of how this
is achieved is compact city policies and performance indicators (OECD, 2012) )

sandstories.org: Die Seite zum Buch

UN Bericht 2019: Sand and Sustainability - Finding new solutions for environmental governance of global sand resources

 

Nochmal Problembenennung und Vorstellung von Alternativen wie Bausteine aus Pilzen und Bakterien wachsen lassen zeigt

Deutschlandfunk 20.11.2016: Auf Sand gebaut - Alternative für eine endliche RessourceWobei auch diese Lösungen zum Teil wieder auf Rohstoffe (Wüstensand) setzen. Wie es läuft wenn Mensch in großem Stil verbraucht ist bekannt. Auch die Bodenfrage für Neubauten löst es nicht. Es hilft nichts - es muss insgesamt weniger gebaut werden.

In Altdorf/ Oberschwaben haben seit 25.2.21 nun junge Leute einen Wald mit Baumhäusern gegen weiteren Kiesabbau besetzt. Sie bilden die APO gegen eine Politik des grünen Kretschmann-Anstrichs und einer scheinheiligen heimatduseligen CDU.

anfdeutsch.com/Oekologie: Besetzer des Altdorfer Walds laden ein zum offenen Austausch

kontextwochenzeitung.de, 10.3.21: Apo in Oberschwaben – Kies bringt Kies

FILM: Auswirkungen des Regionalverband-Bodensee-Oberschwaben auf den Altdorfer Wald

 

Die Bauwut bedingt also nicht nur verantwortungslosen Flächenfraß für die Fundamente und Gebäude an sich, sondern auch Land- und Bodenverluste für Sand, Kies und Kalkstein über und unter Wasser.

Aus der Nordsee  wird Sand abgesaugt. Damit wird der Meeresboden, Lebensgrundlage für Fische, Schweinswale und Robben zerstört. Der NABU konnte sich 2017 erfolgreich dafür einsetzen, dass die Schutzgebiete nicht für Wirtschaftsinteressen aufgeweicht werden. Dennoch gibt es noch zuviele Abbaufelder außerhalb. Der See geht es schlecht. Und Sand der am Boden fehlt, wird auch oben fehlen

Karten des BfN 2017:

Kiesabbau in Oberschwaben. Siehe im Artikeltext.


3. Kohlenstoffsenke Boden und großer Bluff Ökopunkte

Auf den Seiten von Zabergäu2040 wurde bereits erläutert, welchen Wert der Boden als Kohlenstoffsenke hat. (Beitrag Landnutzung zum Klimaschutz, Lebendige Ressource Boden)

Böden werden aber für Bauvorhaben weggeschoben, abgetragen. Mit "Oberbodenmanagement" sieht man den Boden gerettet. Die als Boden funktionale Fläche wird aber verringert und das Bodengefüge wird durcheinander gebracht.

Dem Oberboden folgt Versiegelung mit dem Klimakiller Beton wird und für den Kalkabbau werden Böden abgetragen.

(Schönrechnerei Ökokontoverordnung, Oberbodenmanagement im Verfahren Layher Werk 3)

Landespolitik muss umlenken

Nichts ist unmöglich. Pfade für eine andere Politik können nicht oft genug aufgezeigt werden.

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass einst harmonische Landschaften des Ländles entgegen veralteter Darstellung in den Freizeitkarten nicht mehr sind. Forciert von einer Ökokontoverordnung, die einen grünen Anstrich ermöglicht, gab es gerade in den letzten 10 Jahren einen enormen Schub des Verschleißes. In den Räumen Freiburg, Bodensee-Oberschwaben, Karlsruhe, Reutlingen, Ludwigsburg, Heilbronn, Rhein-Neckar wird unter der Regierung von Winfried Kretschmann ohne behördlichen Widerstand unmäßig zugelangt wie seit den 1960er Jahren nicht mehr. Für uninspirierte Wohngebiete, die völlig von der Struktur der Orte losgelöst sind, hässliche Gewerbeschachteln und dampfende Fabriken in der Landschaft. So als findet der große Schlussverkauf statt. Alle drängen zum Wühltisch, bevor die Erde tschüss sagt. Die Nachhaltigkeitsziele werden ignoriert.

 

Doch dies ist die letzte Legislaturperiode zur Rettung des Weltklimas. Die Legislaturperiode ab 2021 ist die letzte, wo noch Maßnahmen zur Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels wirksam werden können.

 

Bei Abwägung der Belange muss das privatwirtschaftliche Interesse und kommunales Geltungsinteresse deutlich zurücktreten. Ebenso ist es ein Wahnsinn, wenn für die Finanzierung von Kindergärten die Landschaft drumherum verheizt wird. Die Kommunen sind finanziell besser auszustatten, statt erpressbar zu sein. Mit der kapitalistischen Verwertungslogik ist zu brechen. Eine Regierungserklärung muss endlich mit einer Ansage her, welche die Regierungspräsidien zur Beobachtung der straffen Einhaltung der Abwägung anweist. Insbesondere das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 29.4.2021 wo der Artikel 20a GG mit der Verpflichtung zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen gestärkt wurde, macht eine Neujustierung der Abwägung in der Bauleitplanung erforderlich. Alte Flächennutzungspläne sind dahingehend neu zu bewerten. Auf Großprojekte wie die Betonbahn muss verzichtet werden.

Kommunen haben bei der kommunalen Selbstverwaltung keine Narrenfreiheit. Sie sind im Selbstverwaltungsartikel 28 GG auch an den Rahmen der Gesetze gebunden. Und dieser gesetzliche Rahmen fängt mit eben diesem Artikel 20a Grundgesetz an. Das Baugesetzbuch bindet die Bauleitplanung auch an die Ziele der europäischen Union, der Bundesrepublik und des Landes. Was aber in dem von MP Kretschmann regierten Land abgeht durchkreuzt diese Ziele, hintertreibt den Klimaschutz, ist eine massive Verunstaltung der Landschaft, gewaltige Zerstörung Lebensgrundlagen.

Gebeugtes Recht. U.a. mit Gesetzesgrundlagen mit Bezug Rio 1992, verfehlte Ziele Ba-Wü

Klimaurteil des BVG vom 29.4.2021 stärkt Art 20a GG - Neujustierung in Abwägung Bauleitplanung erforderlich

 

Mehr dazu in den Brief an den Ministerpräsidenten Kretschmann und Minister Strobl vom 28.4.2021 zu Klimaschutz nur mit Bauwende. [LINK folgt unter Briefe]. Dieser Brief wurde mit dem BVG-Urteil bestätigt.

Ähnliches wurde auch im Moratorium zur Bauleitplanung gesagt.

Zum Klimastreik 24.9.21 in Heilbronn: Genug mit Beton + Bauen in Ba-Wü! Klima! Boden! Landschaft!
Zum Klimastreik 24.9.21 in Heilbronn: Genug mit Beton + Bauen in Ba-Wü! Klima! Boden! Landschaft!

mbö, 2.1.2022